40 beteiligte Organisationen, 80 Fachleute und 12 Monate gemeinsame Arbeit: Das Ergebnis kann sich sehen lassen, denn mit der neuen DIN SPEC 91492 ist die Nutztierhaltung unter Agri-Photovoltaikanlagen ab sofort klar geregelt. Wir haben in der letzten Ausgabe (grow 2/2023) bereits über die geplante DIN SPEC berichtet und freuen uns, dass nun der Startschuss gefallen ist!
Einfach gesagt: Wir brauchen Standards, damit die noch junge Technologie der Agri-Photovoltaik (Agri-PV) am Markt erfolgreich sein kann. Denn die Norm sorgt für eine klare Abgrenzung zur Freiflächen-Photovoltaik und dient als Referenzwerk für Behörden und Bauämter, um Baugenehmigungsverfahren zu erleichtern. Schon 2021 wurde mit der DIN SPEC 91434 für Agri-PV-Anlagen eine wichtige Grundlage geschaffen – doch das spezielle Thema Nutztierhaltung blieb zunächst außen vor. Im Mai 2024 wurde nun nachgelegt: Die neue DIN SPEC 91492 für Nutztierhaltung ist eine Weiterentwicklung der bestehenden Norm, um die besonderen Bedingungen in der Nutztierhaltung zu berücksichtigen und passgenaue Vorgaben zu machen.
Es geht grundsätzlich um alle Projektbeteiligten. Dies sind Landwirtinnen und Landwirte, die unter der Agri-PV-Anlage wirtschaften. Auch für EPC-Unternehmen (Engineering-Procurement-Construction) sind die klaren Regelungen wichtig, denn sie entwickeln, konstruieren und vermarkten die Anlagen. Als drittes kommt die kommunale Verwaltung als Genehmigungsbehörde hinzu.
Ziel ist es, ein Prüfverfahren für Agri-PV-Anlagen vorzubereiten. Dadurch werden Berichtswesen und Projektdokumentation ebenso erleichtert wie die Nachprüfung und Beglaubigung der Anlagen. Kurz gesagt: So wird das technische Risiko für alle beteiligten Akteure deutlich gesenkt!
Zugleich ist die Norm eine Investition in die Zukunft: Durch die Veröffentlichung von Hinweisen zur Projektdokumentation können Sachverständige aus Prüf- und Zertifizierungsorganisationen einen langfristigen Betrieb der Agri-PV-Anlagen sicherstellen. Davon profitieren neben den Landwirtinnen und Landwirten auch Gesetz und Fördermittelgeber, Investorinnen und Investoren sowie Versicherungen. Außerdem ist es wichtig, Kennzahlen professionell zu erfassen, um Schwachstellen im Gesamtsystem zu erkennen und die Technologie stetig voranzutreiben.
Ein weiterer Punkt ist, dass „schwarzen Schafen“ direkt ein Riegel vorgeschoben wird: Die festgelegten Anforderungen verringern das Risiko von „Pseudo-Agri-PV“ und Mitnahmeeffekten, die auch zu Akzeptanzverlusten in der Bevölkerung führen könnten.
Es ist ein ideales Match, das vor allem den Tieren zugutekommt. Die Nutztierhaltung lässt sich hervorragend mit Agri-PV-Anlagen kombinieren und sorgt für zahlreiche Mehrwerte:
Im Vergleich zur ersten DIN SPEC liegt der Fokus nun ganz klar auf der Tierhaltung: Es wurden Passagen eingepflegt, die dem Tierwohl und dem Schutz der Anlagen dienen. Zum Beispiel werden damit Verletzungen der Tiere an den technischen Anlagen vorgebeugt. Umgekehrt geht es auch darum, Beschädigungen durch die Tiere – etwa das Durchbeißen von Kabeln – zu verhindern.
Und auch die Abgrenzung zur Freiflächen-PV ist klar definiert. Ob Tier oder Pflanze – die Flächennutzung liegt stets bei 85 Prozent. Dieser Wert wird davon abgeleitet, dass bei einer Agri-PV-Anlage nur maximal 15 Prozent der Fläche durch den Bau verlorengehen dürfen.
Alles in allem ist die Agri-Photovoltaik nun mit gleich zwei erfolgreich durchgeführten Vor-Normierungen bestens aufgestellt, um sich weiter am Markt zu etablieren.
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